Veranstaltungen 2014 Workshop || Forschung zwischen Archivrecht und Patientenrecht 20. November 2014, 11.00-16.00 Uhr, Tagungsort: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Senatssaal, Fürstengraben 1, 07743 Jena Mit etwa 40 Teilnehmern war die von Dr. Joachim Bauer (Universitätsarchiv Jena) organisierte Tagung im Senatssaal der FSU Jena gut besucht. Die einführenden Worte sprach der neu gewählte Universitätspräsident Walter Rosenthal. Über die freundliche Begrüßung der Teilnehmer hinaus zeigte sich der Präsident als Fachwissenschaftler an dem Thema interessiert; besonders die Berliner Vorgänge um die Krankenakte des Schauspielers Klaus Kinsky wurden von ihm zur Einführung in die Thematik herangezogen. Darüber hinaus erwähnte er den Archivverbund der drei mitteldeutschen Universitäten als ein sehr rühriges Beispiel für die wissenschaftliche Kooperation. Als Fachreferenten sprachen ein Jurist, ein Archivar und ein Datenschützer über die Rechtslagen, Erfahrungen und Regeln beim praktischen Umgang mit dem Arzt-Patientengeheimnis. Eberhart Eichenhoffer (Lehrstuhl für Sozialrecht und Bürgerliches Recht der FSU Jena) eröffnete die mehrdimensionale juristische Ebene des Umgangs mit Patientenakten, die vom Öffentlichen Recht, dem Zivilrecht und dem Strafrecht behandelt wird. Nach den Unmenschlichkeiten der NS-Diktatur hatte der deutsche Gesetzgeber seit den 1950er Jahren dem Schutz von Persönlichkeitsrechten eine zunehmende Wertigkeit beigemessen. Um sich im Zweifelsfall nicht strafbar zu machen oder gar noch mit zivilrechtlichen Schadensersatzsprüchen konfrontiert zu werden, ist für Archivare daher ein besonderer, sehr sorgsamer Umgang mit den schützenswerten Daten aus dem Arzt-Patientengeheimnis erforderlich. Michael Wischnath (Universitätsarchiv Tübingen) wies besonders auf die Probleme historischer Krankenakten hin, die seit dem 19. Jahrhundert unterschiedlichen, oft rückwirkend geltenden Gesetzen unterworfen wurden. Im Universitätsarchiv Tübingen lagerten bereits seit den 1980er Jahren mehrere tausend Regalkilometer an Patientenakten, die nur mit wenigen zusätzlichen Personalstellen betreut werden mussten. Schon wegen der schieren Masse kann es seiner Meinung nach bei Patientenunterlagen keine komplette Endarchivierung geben. Die nötigen Auswahlverfahren stellen indes die Archive vor große Herausforderungen, die im Zweifelsfall noch zur nachgelagerten Kritik an den gewählten Kassationsverfahren führen können. Aus der Tübinger Perspektive ergab sich zudem ein medizinhistorisches Nutzungsszenario, das nicht mit den Forschungsprognosen übereinstimmte. Als Datenschützer sprach Lutz Hasse (Thüringer Landesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit) über Probleme beim Übergang der Patientenakten aus dem Registraturbereich in den Archivierungsbereich. Aus Kostengründen werden solche Dienstleistungen von Krankenhäusern zunehmend an private Unternehmen ausgelagert, was nach der geltenden Rechtslage juristisch eher fragwürdig ist. Am Beispiel eines völlig chaotischen privaten Lagerungsbetriebes im thüringischen Immelborn machte Hasse auf mögliche Folgen solcher Privatisierungen aufmerksam.
Tagung in Jena im März 2014 Gemeinsam mit dem Historischen Institut haben die Kollegen aus dem Universitätsarchiv Jena eine interessante Tagung „Ambivalente Orte der Erinnerung an deutschen Universitäten“ organisiert. Orte als konkrete Lokalitäten und kulturelles Gedächtnis Die „Erinnerungsorte“ haben eine doppelte Bedeutung: Zum einen wird es um konkrete topographische Ortegehen, etwa um Universitätshauptgebäude und Universitätsaulen, um Denkmäler und Gedenktafeln. Hier wird die Jenaer Situation – etwa der langjährigen Gedenktafeltradition, aber auch der Aula, in der sowohl jüdische Gelehrte als auch Nationalsozialisten sprachen – mit Entwicklungen und Konflikten an anderen deutschen Universitäten, wie Hamburg, Gießen, Frankfurt an der Oder, Leipzig und Saarbrücken verglichen. So wird z. B. auch die aktuelle und kontrovers geführte Debatte um die Wiedererrichtung der Leipziger Universitätskirche zur Sprache kommen. „Zum anderen thematisiert die Konferenz unter dem Begriff des ,Erinnerungsortes‘ im Anschluss an die moderne Gedächtnisgeschichte auch Inhalte und Ausdrucksformen des kulturellen Gedächtnisses“, sagt Mitveranstalter PD Dr. Stefan Gerber. „Es geht um Selbst- und Fremdbilder der Universität, den Umgang derUniversität mit Brüchen und Verwerfungen in ihrem Selbstverständnis, repräsentativ Herausgestelltes und schnell Verdrängtes“, ergänzt PD Dr. Joachim Bauer vom Universitätsarchiv. Auszug aus der Presssemeldung der FSU Jena Alle Informationen und das Programm finden sich hier. [wc_spacing size=“40px“]]]>